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GRÜNE beantragen die Benennung einer Straße nach Helga Vohwinkel

In den vergangenen Wochen können wir immer wieder in der Presse Berichte vom Abriss des Kühlturmes des stillgelegten Atomkraftwerkes Mülheim-Kärlich verfolgen. Das erinnert uns Grüne in Neuwied an das vor vielen Jahren gebaute Atomkraftwerk vor den Toren Neuwieds und an den weit über ein Jahrzehnt dauernden Prozess gegen die Inbetriebnahme dieses Atommeilers , der zuletzt von Erfolg gekrönt war.

Das AKW war zwar ein knappes Jahr in Betrieb, musste dann aber nach 13 Prozessjahren stillgelegt werden. Fraktionsgeschäftsführerin Inge Rockenfeller erklärt:“ Das haben wir Helga Vohwinkel und Walter Thal zu verdanken. Sie haben uns vor den Gefahren der Atomkraft in der ganzen Region um Neuwied und Koblenz bewahrt. Die treibende Kraft im Prozess gegen das Atomkraftwerk war Helga Vohwinkel.

Deshalb haben wir Grünen im Neuwieder Stadtrat den Antrag gestellt, dass zur Erinnerung an sie eine Straße in Helga-Vohwinkel-Straße benannt werden soll.“ Sie wurde 1930 in Gerswalde/Uckermark geboren und arbeitete von 1964 bis zu ihrem Tod in Koblenz an einer Berufsbildenden Schule. Ab 1970 wurden ihr die Gefahren der Atomindustrie bewusst. Es fanden sich mit ihr Freunde gleicher Gesinnung zusammen, und sie gründete die Bürgerinitiative Atomschutz Mittelrhein mit Sitz in Darmstadt, um wirkungsvoll gegen das Atomkraftwerk Biblis zu kämpfen. In Mülheim-Kärlich wurde der Bau eines Atomkraftwerkes geplant, unmittelbar am Rhein und 100 Meter von einer der meistbefahrenen Bahnlinien Deutschlands entfernt, bei Koblenz und Neuwied.

Deshalb erhob Helga Vohwinckel am 9.Januar 1975 Klage gegen die sogenannte erste Teilgenehmigung. Ihr treuer Mitkläger war später Walter Thal, ein fast 70 jähriger Rentner aus Niederlahnstein. Finanziell waren die ersten Klagen ein Wahnsinn, bei Gerichtskosten um die 100.000 DM. Später wurden durch einen neuen Einschätzungsmodus des Streitwertes die Bedingungen besser Aber eine verlorene Klage bedeutete immer noch den Verlust von 10-15000 DM. 1977 hatte Helga Vohwinckel einen ersten spektakulären Erfolg. Durch eine einstweilige Verfügung erreichte sie den Baustopp in Mülheim-Kärlich. Sie wurde als Siegerin gefeiert. Sie bekam aber auch anonyme Drohanrufe und Drohbriefe.

Aber der Baustopp wurde aufgehoben, die Arbeiten gingen weiter. Eine Teilgenehmigung nach der anderen wurde erteilt. Es gab deren insgesamt acht, gegen die meisten klagte Helga Vohwinkel allein oder zusammen mit Walter Thal, .gegen die 3., 4. und 7. Teilgenehmigung klagten Freunde. Im großen Umfang klagte auch die Stadt Neuwied. Die Klagen wurden in der 1. Instanz vom Verwaltungsgericht Koblenz regelmäßig abgewiesen. Mit ihren Klagen ging sie ebenso regelmäßig zum Oberverwaltungsgericht Koblenz in die Berufung und schließlich in die Revision zum Bundesverwaltungsgericht in Berlin. Es war ein Kampf, der 13 Jahre dauerte und den Helga Vohwinkel nicht überlebte.

Sie wurde zur gefürchteten Prozessführerin. Ihre Gegner waren die RWE als vorgesehener Betreiber des AKWs und das Land Rheinland-Pfalz als Genehmigungsbehörde. Helga Vohwinckel wurde schikaniert und bedroht. Es gab auch zwei massive Bestechungsversuche mit dem Ziel, sie von ihrem Kampf abzubringen. Nach der Gründung der Partei der Grünen gab es von dort Unterstützung, sie war eines der ersten Mitglieder und zeitweise Bundesschatzmeisterin. Man versuchte sie von Koblenz wegzubekommen, damit ihre Klagebefugnis endete. Sie fürchtete eine Dienstaufsichtsbeschwerde anhand von fragwürdigen Beweisen. Durch einen bekannten Berichterstatter konnte diese Maßnahme abgewendet werden.

Im November 1985 stritt sie das letzte Mal vor Gericht. Sie und ihr treuer Freund Walter Thal verloren diesen Prozess, doch die Revision zum Bundesverwaltungsgericht wurde zugelassen. Dann kam die Nachricht von der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Das brachte die Wende in der Einstellung zur Atomindustrie. Helga Vohwinkel erlebte nicht mehr das Ende des Prozesses. Im Alter von 56 Jahren starb sie 1986 im Elisabeth Krankenhaus in Neuwied. 13 Jahre nach Beginn der Klagen gegen das AKW und 5 Jahre nach dem Tod von Helga Vohwinkel hatte ihr Nebenkläger Walter Thal Erfolg. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz hob die überarbeitete Teilgenehmigung am 21.11.1995 auf, und das Urteil wurde vom Bundesverwaltungsgericht Berlin am 14.11.1998 bestätigt. Das bedeutete das endgültige Aus für das AKW. .Das Urteil nannte nur einen Kläger, Walter Thal, obwohl Helga Vohwinkel 9 Jahre den Prozess geführt hatte.

Helga Vohwinkel hatte lange vor der Katastrophe von Tschernobyl die Gefahren der Atomindustrie erkannt. Mit ihr und Walter Thal hatte der Kampf gegen Atomkraftwerke begonnen. Nach Tschernobyl kamen viele Mitstreiter gegen das AKW hinzu, Privatkläger und Kommunen. Auch die Stadt Neuwied hatte einen Anteil daran, dass wir in unserer Region von der Gefahr des Atomkraftwerkes befreit wurden. Inge Rockenfeller erklärt:“ Wir hoffen, dass nach der Prüfung zur Straßenbenennung im zuständigen Ausschuss die Stadt Neuwied Helga Vohwinkel würdigt, in dem sie eine Straße in Neuwied nach ihr benennt.“

Inge Rockenfeller, Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Neuwieder Stadtrat

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